Gutachten des DIW zeigt Bedeutung auf

Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands hängt maßgeblich von den Kindern ab. Damit stellen staatliche Ausgaben für die Förderung von Kindern grundsätzlich auch Investitionen in die Zukunft dar.

Allerdings wird dies im politischen DiskursDiskurs|||||Der Begriff Diskurs kann verschiedene Bedeutungen haben, wurde ursprünglich jedoch als  „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet. Weitere Bedeutungen sind: theoretische Erörterung, systematische, methodische Abhandlung, gesellschaftliche Auseinandersetzung, Erörterung. Sinnverwandt sind auch Debatte, Diskussion, Disput.  häufig noch zu wenig gesehen und bei Haushaltsentscheidungen berücksichtigt. Das vorliegende Gutachten soll einen Beitrag dazu leisten, dies zu ändern, indem es aufzeigt, welche ökonomische Bedeutung die Investitionen in Kinder haben. In Auftrag gegeben hat es das Deutsche Komitee für UNICEF beim Institut der deutschen Wirtschaft.

Ökonomisch rechnen können sich die Investitionen in Kinder, indem sie diese im Erwachsenenalter zu produktiveren Erwerbstätigen machen und so höhere Einnahmen für die öffentlichen Haushalte generieren. Dies geschieht wiederum vorwiegend über die drei Wirkungsbereiche der Bildung, also den Erwerb und Erhalt von Kompetenzen, der Gesundheit im Sinne der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit sowie der Sozialisation, zu der insbesondere der Erwerb von Werten wie Kollegialität und Durchhaltevermögen zählt. Nimmt man die aktuelle PISA-StudiePISA-Studie||||| In der PISA- Studie der OECD werden alle drei Jahre seit 2000 in den Mitgliedsstaaten der OECD die alltags- und berufsrelevanten Fähigkeiten von 15- Jährigen durch Testfragen gemessen. Die mittelmäßigen bis schlechten Ergebnisse 2001 in Deutschland führten dazu, dass vielfach von einem PISA-Schock geredet wurde.  als Indikator für die Entwicklung im Bereich der Bildung in den Blick, findet sich Deutschland sowohl beim durchschnittlichen Leistungsniveau als auch bei den Anteilen der Risikogruppen mit besonders niedrigem Leistungsniveau im Mittelfeld der OECDOECD||||| OECD beinhaltet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und besteht aus 34 Mitgliedsstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen. Die Organisation wurde 1961 gegründet und hatte den Wiederaufbau Europas als Ziel.  -Länder. Ähnliches gilt auch für den Anteil der adipösen Heranwachsenden als Indikator für die Gesundheit und bei der Jugenddelinquenz als Indikator für die Sozialisation. Dabei zeigt ein detaillierter Blick auf die Lage in Kanada und in Dänemark, dass andere Länder mit einem starken Vorschulsystem und einer klassischen Ganztagschule mit ihrer Förderung der Kinder deutlich erfolgreicher sind.

Mehr kompensatorische Bildungsarbeit und Startchancen-Programm für KiTas gefordert

In Deutschland wären insbesondere Verbesserungen bei der kompensatorischen Bildungsarbeit von Kindern aus bildungsfernen und fremdsprachigen Familien wünschenswert. Dies können Schulen und Betreuungseinrichtungen ohne zusätzliche personelle Ressourcen nicht sinnvoll leisten, wenn ein größerer Teil der Kinder betroffen ist. Daher sollte bei der Zuweisung der Mittel grundsätzlich nach der Sozialstruktur der Kinder differenziert werden, die die jeweiligen Einrichtungen besuchen. Zudem sind ergänzende Zuschüsse für Einrichtungen mit einem besonders hohen Anteil bildungsferner und fremdsprachiger Kinder sinnvoll, wie sie im Rahmen des Startchancen-Programms gewährt werden. Dies lohnt sich langfristig auch für die öffentlichen Haushalte. So ergibt sich einer Modellrechnung zufolge ein positiver gesamtfiskalischer Effekt von 56,3 Milliarden Euro, wenn das Startchancen-Programm seine Ziele im Bereich Bildung nur zur Hälfte erreicht, was um 36,3 Milliarden Euro mehr ist als die für den Zeitraum von zehn Jahren vorgesehenen Ausgaben von 20 Milliarden Euro. Wird das Programm auf 40 Prozent der Schulen ausgeweitet, steigt der Nettoeffekt von 36,3 Milliarden Euro auf 102,4 Milliarden Euro. Eine Ausweitung des Startchancen-Programms auf mehr Kinder lohnt sich damit nicht nur sozial- oder bildungspolitisch, sondern auch aus ökonomischer und fiskalischer Sicht.

Ausbau von KiTas zu Familienzentren sinnvoll

Im Kitabereich sollte der Bund ebenfalls ein großangelegtes Förderprogramm für die kompensatorische Bildungsarbeit auflegen, das
seinen Fokus vorwiegend auf Kinder mit Unterstützungsbedarfen beim Erwerb der deutschen Sprache richten sollte. Ergänzend hierzu könnte auch ein Programm zum Ausbau der Kitas zu Familienzentren mit Schulungs-und Beratungsangeboten für Eltern, die das Entwicklungsumfeld der Kinder zu Hause verbessern, sinnvoll sein.

Zum Download des Gutachtens
Quelle: DIW Köln