Kindlicher Stress, erwachsenes Wohlbefinden und pädagogische Qualität in Kitas

Zusammen denken, was zusammegehört

Inhaltsverzeichnis

  1. Entwicklung von Stressreaktionsmustern in der Kindheit
  2. Mögliche Folgen von belastenden Lebensumständen und Stress auf das kindliche Körper-Geist-System
  3. Stress ist nicht gleich Stress
  4. Das Prinzip der Ko-Regulation
  5. Wie der erwachsene Körperzustand das kindliche Bindungsverhalten beeinflusst
  6. Kindliches Wohlbefinden als Indikator für pädagogische Qualität
  7. Selbstfürsorge ist auch Kinderschutz
  8. Erwachsenes Wohlbefinden als Voraussetzung für pädagogische Qualität
  9. Fazit
  10. Quellen

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In der Wissenschaft gilt heute als unumstritten, dass die frühe Kindheit eine besonders vulnerable Phase der Entwicklung ist. In den ersten Jahren werden die entscheidenden physischen und psychischen Grundlagen für die gesamte sozio-emotionale und kognitive Entwicklung gelegt. Alle physischen Systeme sind dabei mit psychischen Strukturen verwoben und beeinflussen sich wechselseitig: Vom Gehirn und Nervensystem über Herz-Kreislauf, dem Immun- und Hormonsystem bis hin zum Verdauungssystem. Um die Wechselseitige Bedingtheit physischer und psychischer Systeme zu unterstreichen, wird im Folgenden immer wieder der Ausdruck Körper-Geist-System zu finden sein. Dessen Zusammenspiel ist auch entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern.

Die Definition von Gesundheit hat sich dabei in den letzten Jahrzehnten (nicht nur) in Bezug auf Kinder deutlich verändert. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch vor allem Infektionskrankheiten, Säuglingssterblichkeit und Mangelernährung im Fokus standen, so sind es heute chronische, psychische und psychosomatische Erkrankungen (v.a. Übergewicht und Adipositas, sog. Verhaltensauffälligkeiten und psychische Probleme) (Keßel et al. 2024). Letztere haben sich in den Jahren nach der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt: empirischempirisch|||||Empirie bezeichnet wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen und Erhebung, die gezielt und systematisch im Forschungsfeld oder im Labor durchgeführt werden. Empirische Forschungen können durch verschiedene Methoden praktisch angewendet werden.e Untersuchungen ergaben eine deutliche Zunahme psychischer Belastungen und Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen (Langmeyer et al. 2020; Kuger et al. 2022). Dies führt laut repräsentativen Studien zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität und des Wohlbefindens von Kindern (Schlack et al. 2023).

Der folgende Beitrag untersucht zunächst einen nur scheinbar kleinen Teil des Körper-Geist-Systems und widmet sich der Frage, wie sich Stressreaktionen in der frühen Kindheit entwickeln. Im Folgenden geht es dann um den Einfluss von erwachsenen Bezugspersonen auf die kindliche Fähigkeit, mit Stress effektiv umzugehen. Anschließend wird beides in Zusammenhang mit der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung gesetzt und bezogen auf die pädagogische Qualität in Kitas diskutiert.



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