978 3 525 40017 3M8HMfUTTpCHen 600x6002xDer Kinderschutz ist in der Jugendhilfe und insbesondere in KiTas derzeit in aller Munde – zum einen, weil bis spätestens Ende des Jahres alle KiTas ein eigenes Kinderschutzkonzept entwickelt haben müssen, zum anderen, weil durch den akuten Personalmangel die Kinderrechte oftmals gefährdet sind und verletzendes Verhalten zunimmt.
Anja Thürnau befasst sich in ihrem zweiten Fachbuch mit dem Thema Kinderschutz aus systemischer Perspektive und bezogen auf die verschiedensten pädagogischen Handlungsfeldern wie Kindertagesstätten, Jugendarbeit und Jugendhilfe.

Der Autorin kommt es in ihrem „systemischen Kinderschutzkompass“ darauf an, Kinder und Jugendliche wirksam zu stärken und die Eltern von vornherein mit ins Boot zu holen. Sie nimmt dabei in besonderer Weise die Kinder psychisch kranker Eltern in den Blick. Geschrieben hat sie das Fachbuch „für alle Fachkräfte, für die das Thema nützlich erscheint.“

Systemischer Blick
Für Anja Thürnau steht Kinderschutz im Zentrum pädagogischen Handelns und für sie ist „Jede Fachkraft […] eine Kinderschutzfachkraft“. In ihrem Buch lässt die Diplom-Sozialpädagogin und Systemische Therapeutin, die als Fachberaterin und als Fachberaterin für Kinderschutz tätig ist, ihre langjähre Berufserfahrung und Expertise an vielen Stellen einfließen. Sie greift so immer wieder auf aktuelle Beispiele aus der Praxis zurück, lädt zur Reflexion und zu praktischen Übungen ein, stellt Hypothesen zum weiter Denken auf und regt an, den eigenen inneren Kompass zur Navigation durch den pädagogischen Alltag immer wieder neu auszurichten. So werden die Leser*innen vom Symbol des Kompasses durch das gesamte Buch begleitet.

Die Autorin lässt den systemischen (Beratungs-) Ansatz in die meisten Kapitel einfließen und richtet an vielen Stellen den Fokus des Lesenden genau darauf. Denn Kinderschutz ist komplex und oftmals gibt es keine einfachen Lösungen, sondern es braucht einen langen Atem. So fragt sie z.B. danach, mit welcher „Brille“ gerade ein Fall betrachtet wird, wer (Kind, Familie, Fachkraft, Einrichtung, Träger) gerade was benötigt oder führt in die sogenannte Genogrammarbeit in der Familienberatung ein (Kap.7-11).

Selbstfürsorge im Kinderschutz
Das Kapitel 12 widmet sich gesondert dem Thema Resilienz und der Selbstfürsorge, weil Kinderschutzfälle „teilweise extrem belastend“ sind, so Thürnau. Wie in allen Kapiteln fundiert sie dies zunächst theoretisch, um dann praktische Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, und Fachkräfte zu ermutigen, sich gut um sich selbst und ihren Selbstwert zu kümmern oder sich ggf. Unterstützung zu suchen.

Fazit
Auf Grund der vielen Querverweise und der wissenschaftlichen Grundlegung eignet sich das vorliegende Buch insbesondere für Trägervertreter*innen, Lehrende für pädagogische Berufe, Aus- und Weiterbildner*innen im Feld Jugendhilfe sowie Fachberater*innen für Kitas und Tagespflege.


  • Anja Thürnau: Systemischer Kinderschutzkompass. Denk- und Handlungsimpulse für die Praxis. Vandenhoek & Ruprecht Verlag, 383 Seiten incl. 45 Abbildungen, Arbeitsmaterialien, Stichwortverzeichnis sowie zusätzlichem Download Material, Göttingen 2023, 35 Euro

Iris Hofmann
Hinweis:
Ein Interview mit der Autorin ist in Vorbereitung und wird Anfang 2024 beim nifbe veröffentlicht.