Der Kultusministerkonferenz (KMK) liegt eine Beschlussvorlage vor, die die bundesweite Einführung einer verkürzten Fachkraft-Erstausbildung – analog zu den beruflichen dualen Ausbildungen – an Berufsfachschulen für Kindertageseinrichtungen vorsieht. Die Abstimmung darüber soll voraussichtlich im Frühjahr 2020 erfolgen. In einem Diskussionspapier bezweifeln WiFF-Leitung Professorin Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin und Professor Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor des DJI, dass eine solche neue Eingangsqualifikation dem Fachkräftemangel entscheidend entgegenwirkt. Vielmehr drohe nach einer jahrzehntelangen Verfachlichung und Professionalisierung damit die große Gefahr eines umfassenden „Downgrading“ der gesamten Kita-Landschaft.
Im September 2018 beauftragte der Ausschuss „Berufliche Bildung“ der KMK eine ad-hoc-Arbeitsgruppe damit, Empfehlungen und Verfahrensvorschläge zur Weiterentwicklung der Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher zu erarbeiten. Ziel dieses Reformvorhabens sei, laut KMK, die Ausbildung in ihrer bisherigen Form „länderübergreifend attraktiver zu gestalten, um die Zahl der Absolventinnen und Absolventen zu erhöhen“ und insbesondere „neue Zielgruppen“ zu erschließen.
Gefahr eines umfassenden „Downgrading“ der gesamten Kita-Landschaft
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Ad-hoc-Arbeitsgruppe wurde eine Beschlussvorlage erarbeitet, die vorsieht, unterhalb der fachschulischen Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin beziehungsweise zum staatlich anerkannten Erzieher eine dreijährige Ausbildung an Berufsfachschulen einzuführen. Die so ausgebildeten „Fachassistentinnen und -assistenten für frühe Bildung und Erziehung“ werden, so der Plan, als Fachkräfte im Sinne des SGB VIII für eine Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen anerkannt. Bereits während der Ausbildung sollen die angehenden Nachwuchskräfte in einer Kita angestellt, vergütet und auf den Personalschlüssel angerechnet werden. Folgenreich ist jedoch, dass diese zukünftigen Fachkräfte auf DQR-4-Niveau (Deutscher Qualifikationsrahmen für verschiedene Bildungsbereiche) qualifiziert werden und damit auf einem niedrigeren Kompetenzlevel als Erzieherinnen und Erzieher, die auf DQR-6-Niveau ausgebildet sind. Infolgedessen müsse davon ausgegangen werden, dass diese berufliche Erstausbildung zu einer geringeren tariflichen Eingruppierung führt als die bisherige Fachkraftausbildung zur Erzieherinnen und zum Erzieher. Wenig sinnvoll wäre dann künftig auch die bisherige Kinderpflegeausbildung beziehungsweise die Sozialassistenzausbildung an Berufsfachschulen.
In dem Papier beschreiben Professorin Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin und Professor Dr. Thomas Rauschenbach die politischen Annahmen, die hinter dem geplanten Qualifikationsprofil stehen. Ihr Fazit: „Eine solche Umsteuerung auf Ausbildungsebene würde Prozesse der De-Professionalisierung in der Kindertagesbetreuung in Gang setzen, die die Erziehungsberufe noch weiter von allen anderen Bildungs- und sozialpädagogischen Berufen entkoppeln. Dies hat nicht nur Folgen für die Berufsgruppe sondern auch für die Qualität der pädagogischen Arbeit insgesamt.“
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