Auf Basis eines Systematic Reviews wird in dieser Expertise ein umfassender und vertiefter Überblick über kurz- und langfristige Auswirkungen der Kindertagesbetreuung auf die Kompetenzentwicklung und die spätere Bildungslaufbahn der betreuten Kinder unter Berücksichtigung sowohl quantitäts- als auch qualitätsbezogener Indikatoren der Kindertagesbetreuung gegeben. Aus den Ergebnissen werden zudem Handlungsempfehlungen für die Ausgestaltung künftiger politischer Vorhaben zur Qualitätsentwicklung im Feld der Kindertagesbetreuung abgeleitet, die sowohl strukturelle als auch prozessuale Qualitätsaspekte berücksichtigen.
„Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der vorliegende Überblick sowohl Effekte der Quantität als auch der Qualität frühkindlicher Bildung auf die kindliche Entwicklung aufzeigt. Insgesamt finden sich in Bezug auf die Quantität mehrheitlich positive Effekte eines Besuchs einer Kindertageseinrichtung, eines frühen Eintritts und des Betreuungsumfangs (sowohl im U3-Bereich als auch Ü3-Bereich) auf die sprachliche und kognitive Entwicklung von Kindern. Hingegen ist das Befundmuster auf die sozial-emotionale Entwicklung weniger eindeutig.
In Bezug auf die Qualität wird in den Ergebnissen die Bedeutung einer hohen Qualität in den Einrichtungen für die kindliche Entwicklung hervorgehoben – trotz der teilweise gemischten Befundlage. Dies bezieht sich insbesondere auf die Prozessqualität, aber auch auf strukturbezogene Qualitätsaspekte. Dagegen ist die Forschungslage zu den Auswirkungen der weiteren Qualitätsdimensionen wie Orientierungs-, Kontext- und Leitungsqualität lückenhaft.
Das durchgeführte Systematic Review macht deutlich, dass insbesondere die Prozessqualität als zentrale Dimension pädagogischer Qualität (neben der Strukturqualität) nachweislich eine große Bedeutung für die sozial-emotionale, sprachliche und kognitive Entwicklung sowie die spätere Bildungslaufbahn von Kindern haben kann. Damit unterstützt die Expertise bisherige Befunde zur Bedeutung der Prozessqualität für die kindliche Entwicklung. Ausschlaggebend hierfür ist die Qualität, welche die Fachkräfte u. a. in den Interaktionen mit den Kindern und Eltern realisieren. Ausgehend von diesen Befunden sollte perspektivisch in die Verbesserung bzw. Stärkung der bereichsspezifischen Prozessqualität investiert werden.
Neben der hohen Bedeutung der prozessorientierten Qualitätsmerkmale verdeutlicht das Systematic Review, dass auch strukturelle Rahmenbedingungen die kindliche Entwicklung direkt (oder auch indirekt) beeinflussen können. Hier sind beispielhaft die Qualifikation der Fachkräfte, die Gruppengröße und der Fachkraft-Kind-Schlüssel (bzw. weiter gefasst die Betreuungsrelation) zu nennen.“
Aufgrund der Ergebnisse ihrer Expertise geben die Autor*innen u.a. folgende Empfehlungen:
Karsten Herrmann ist Stellvertretender Geschäftsführer des nifbe e.V. und insbesondere auch für die Wissenschaftskommunikation sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.