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Ressourcenorientierte Videoarbeit in der Eingewöhnungszeit

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Die Ressourcenorientierte Videoarbeit bietet für pädagogische Fachkräfte vielfältige Möglichkeiten, um den Eingewöhnungsprozess für Kinder und Eltern positiv zu unterstützen und qualitativ weiterzuentwickeln. In diesem Beitrag werden die Grundlagen der Methode dargestellt und die schwerpunkmäßigen Nutzungsmöglichkeiten in der Eingewöhnungszeit in den Fokus genommen. Die Bedeutung der Methode für das pädagogische Handeln der Fachkräfte, die Auswirkungen auf die Kinder und die Eltern werden beschrieben.

Schwerpunkte in der ressourcenorientierten Beratungsarbeit

Videoaufnahmen eignen sich in besonderer Weise, um Interaktionen in unterschiedlichen Kontexten ressourcenorientiert zu analysieren und diese im Kontakt mit einzelnen pädagogischen Fachkräften, mit Eltern oder im kollegialen Austausch in einem aktivierenden Vorgehen lösungsorientiert zu reflektieren. Dies gilt natürlich auch für die Eingewöhnungszeit (vgl. Reekers, 2009: 52).

Die/Der ausgebildete oder angehende Video-Mentor:in überlegt mit dem/der Beteiligten entsprechend einer Fragestellung/eines Anliegens, welche Videoaufnahmen für ein zielgerichtetes Vorgehen erforderlich sind. Bei der Analyse von gefilmten Situationen ist ausschlaggebend, dass die Videosequenzen im ersten Schritt immer ressourcenorientiert ausgewertet werden (Was ist an gelungenen Kontaktinitiativen bei der pädagogischen Fachkraft/dem Elternteil sichtbar? Welche Stärken/Kompetenzen des Kindes sind erkennbar? Womit fühlt es sich wohl? Wann empfindet es Situationen als angenehm? etc.). Erst im zweiten Schritt wird ermittelt, an welchen Stellen eine Optimierung des Verhaltens/Handelns für das Kind erforderlich ist oder welche Auffälligkeiten beim Kind erkennbar sind. Das Anschauen auf der Metaebene bietet die Möglichkeit, mit einer emotionalen Distanz zur Situation ganzheitlich zu beobachten und gezielt wahrzunehmen. Auch in diesem Kontext ist der Blick zunächst auf die gelungenen Kommunikations- und Interaktionsmomente, auf Wohlfühlsituationen des Kindes gerichtet. Durch die Fokussierung auf positive Sequenzen entsteht ein gutes Gefühl im Hinblick auf das pädagogische Handeln und/oder Verhalten des Elternteils. Auch der Blick auf das Kind verändert sich in positiver Weise. Diese Vorgehensweise erhöht die Motivation und Bereitschaft im weiteren Verlauf Ideen zur Optimierung von betrachteten Situationen zu entwickeln (vgl. Gloger-Wendland/Reekers, 2014: 08 ff).

Im Folgenden wird aufgeführt, wie vielfältig das methodische Handlungsrepertoire in der Eingewöhnungszeit sein kann.

Reflexion des pädagogischen Handelns

Der Übergang vom familiären Kontext in die Eingewöhnungszeit ist ein sehr sensibler Bereich für alle Beteiligten. Elternteil und Kind begeben sich in eine für sie fremde Umgebung mit fremden Personen. Diese Zeit ist oftmals begleitet von Gefühlen der Angst, Verunsicherung und Sorge darum, ob ihr Kind sich wohl fühlt und ob sie selbst als Eltern willkommen geheißen werden. Die Kinder sind darauf angewiesen, dass ihre Verhaltens- und Körpersignale richtig gelesen werden und entsprechend von der pädagogischen Fachkraft reagiert wird (vgl. Gutknecht, 2012: 10ff.). Ein hohes Wahrnehmungsvermögen, ein responsives und feinfühliges Abstimmungsverhalten der pädagogischen Fachkraft im Kontakt mit dem Kind und dem Elternteil sind für das Entstehen von Vertrauen und Sicherheit für das Kind ausschlaggebend (vgl. ebd.13ff).

Die ressourcenorientierte Beratungsarbeit bietet den Fachkräften die Gelegenheit zur Reflexion ihres eigenen Kommunikations- und Interaktionsverhaltens. Videosequenzen werden unter folgenden Aspekten in den Blick genommen:

  • Welche gelungenen Kontaktprinzipien sind in Bezug auf ein responsives/feinfühliges Verhalten erkennbar? Wo liegen meine Kommunikationsstärken?
  • Welche gelungenen Kontaktinitiativen zeigen sich zum Elternteil beim Ankommen, in der Gruppe, bei der Trennungsphase, bei der Verabschiedung, im Elterngespräch?
  • Überprüfung der eigenen Wahrnehmung in Bezug auf die eigene Körpersprache, Mimik, Gestik Stimmmelodie, …
  • An welchen Stellen sind wir als Kolleg:innen in der Gruppe gut abgestimmt?
  • Wo zeigen sich herausfordernde Situationen und wie kann ich positiv und zielführend interagieren?

Die in erster Linie auf die positiven Kommunikations- und Interaktionsprinzipien beruhende Ausrichtung bewirkt, dass eine höhere Sicherheit im pädagogischen Handeln (wieder) gegeben ist und eigene konstruktive Lösungswege in herausfordernden Situationen zu Kindern, Eltern und/oder Kolleg:innen entwickelt werden können (vgl. Reekers, 2020:5).

Feinzeichen und Signale des Kindes erkennen und adäquat darauf reagieren

Eine wichtige Aufgabe der pädagogischen Fachkraft ist es, möglichst schnell Befindlichkeiten des Kindes zu erkennen und adäquat darauf einzugehen. Bei den ganz Kleinen fehlt die verbale Sprache, deshalb gilt es, Körpersprache, Mimik/Gestik, Feinzeichen für Balance und Belastung schnell zu entschlüsseln. Auch hier besteht die Möglichkeit, Videoaufnahmen zu nutzen, um ganzheitlich zu beobachten und gezielt wahrzunehmen (vgl. Gloger-Wendland/Reekers, 2014:13).

Folgende Fragen können im Mittelpunkt der Videoanalyse stehen:

  • Welche Feinzeichen/Signale sind erkennbar und was bedeutet dies für die Befindlichkeit des Kindes? Was braucht das Kind für eine Wohlfühlatmosphäre?
  • Welche Rahmenbedingungen sind zuträglich für das Kind und an welchen Stellen muss Veränderung erfolgen?
  • Welche altersentsprechenden Stärken zeigt das Kind und welche eventuellen Auffälligkeiten sind sichtbar?
  • Welche Unterstützung benötigt das Kind?

Befindlichkeiten werden objektiv, schnell und individuell ermittelt, um Lösungen für eventuelle schwierige Situationen für das Kind zeitnah zu erarbeiten und umzusetzen.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern

Auch die Eltern benötigen eine professionelle und empathische Begleitung während der Eingewöhnungszeit, um Sicherheit und Vertrauen zur pädagogischen Fachkraft (Bezugsperson) ihres Kindes aufbauen zu können. Sie wollen mit ihren Bedürfnissen und Wünschen gesehen, gehört und aktiv eingebunden werden. Gegenseitiges Vertrauen und eine offene Kommunikation sind die besten Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit. Die Sicherheit der Eltern überträgt sich auf das Kind und erleichtert, Vertrauen in die neue Umgebung zu entwickeln.

Folgende Aspekte können in der Eingewöhnung im Fokus der Betrachtung liegen:

  • Eltern betrachten ihr Kind in unterschiedlichen Alltagssituationen und werden zum „Genießen“ eingeladen!
  • Betrachtung von Empfindungen/Befindlichkeit beim Kind. Was wird positiv wahrgenommen, wo gibt es Irritationen?
  • Welche positiven Momente in Bring/Abhol- und Trennungssituationen sind erkennbar? Wie können diese evtl. noch optimiert werden?
  • Welche Handlungsstrategien zeigt das Kind und was bedeutet dies für das Wohlbefinden des Kindes und ein eventuelles Bindungsmuster?

Eltern sind durch das Betrachten des Bildmaterials in der Lage, ihre inneren Gefühle, die häufig von Sorge und Schuld geprägt sind, durch reale Bilder zu ersetzten, die ihnen im besten Fall eine gelungene Anpassung verdeutlichen. Das elterliche „Loslassen“ kann durch die Methode erfolgreich unterstützt und schneller erreicht werden. Das Beziehungsdreieck von pädagogischer Bezugsperson, Elternteil und Kind kann damit gut gelingen und das Kind öffnet sich für weitere Bezugspersonen/Kinder in der außerfamiliären Betreuung (Jungmann/ Reichenbach 2013: 55).

Weitere Einsatzmöglichkeiten

Da die ausführliche Beschreibung weitere Einsatzmöglichkeiten der Methode zum Ziele eines höchstmöglichen Wohlbefindens und eines optimalen Ankommens des Kindes in der Gruppe den Rahmen dieses Beitrages sprengen würde, seien an dieser Stelle nur folgende Stichpunkte genannt:

  • Kollegialer Austausch zur Schärfung des ressourcenorientierten Blickes
  • Aufspüren von günstigen und in der Folge problematischen Rahmenbedingungen
  • Verlauf von Schlüsselsituationen und Übergängen im Alltag
  • Raumgestaltung und pädagogische Angebote/Materialien beleuchten
  • Leben von Teilhabe und Partizipation
  • Zusammenarbeit im Team

Resümee und Ausblick

Die ressourcenorientierte Beratungsarbeit in der Eingewöhnung mit dem Medium Video hat gezeigt, wie sich Erfolge, Entwicklungen und damit auch Veränderungen in der Arbeit (trotz personeller Engpässe) sichtbar machen lassen. Das steigert die Qualität sowie Professionalität und damit die Zufriedenheit aller in diesem System beteiligten Personen. Handlungen in der Situation können in einer Mikroanalyse objektiver betrachtet werden, Gründe und Erklärungen für Verhalten sind deutlicher erkennbar und verständlicher. Als Ausblick für die Zukunft sei es zu wünschen, dass sich die bisherigen positiven Erfahrungen zur ressourcenorientierten Videoarbeit auf allen Ebenen in den KiTas noch weiter ausbauen lassen und sich diese gewinnbringende und qualitätssteigernde Methode weiter und intensiver etabliert.

Literatur

Gloger-Wendland, Kerstin/Reekers, Helga (2014): Ressourcenorientierte Videoarbeit in der Kita. Nifbe-Themenheft Nr. 25.Osnabrück.

Gloger-Wendland, Kerstin/Reekers, Helga (2020): Ressourcenorientierte Videoarbeit in der Kita (Leitfaden).

Gutknecht, Dorothea (2012): Bindung in der Kinderkrippe – Wege zur Professionellen Responsivität. W. Kohlhammer Verlag. Stuttgart.

Jungmann, Tanja/ Reichenbach, Christina (2013): Bindungstheorie und pädagogisches Handeln. Ein Praxisleitfaden. 3. Auflage. Borgmann Media Verlag. Dortmund.

Reekers, Helga (2009): Video-Interaktions-Diagnostik – eine effektive Methode zur Qualitätssicherung in Kindertageseinrichtungen. In: Goltsche, Irene (Hrsg.). Anwendungsbereiche des Video-Home-Trainingsâ. Julius Kinkhardt Verlag. Bad Heilbrunn.

Veröffentlicht:
22. August 2025
  • Diplom-Sozialpädagogin
  • Masterclass-Ausbilderin/Supervisorin (SPIN)
  • Systemische Supervisorin und Institutionsberaterin

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