Die Idee, Kinder in ihrem Lernen und Handeln in Kindertageseinrichtungen aktiv zu beteiligen, ist in der Frühpädagogik nicht neu. Vor allem in reformpädagogisch orientierten Konzepten wie der Reggio-Pädagogik oder dem Situationsansatz sind partizipative Elemente zu finden (vgl. Prengel 2016). So basiert z.B. die Reggio-Pädagogik auf einer Philosophie, die dem Kind einen hohen Grad an Autonomie und Selbstorganisationsfähigkeit bei der Entwicklung seiner Persönlichkeit und seiner Kompetenzen zuspricht. Im Situationsansatz kommt die aktive Beteiligung der Kinder im Konzept der Schlüsselsituationen zum Tragen, die als bedeutsame Situationen im Erleben der Kinder gemeinsam erforscht werden (vgl. Preissing 2003).
Über diese pädagogischen und bildungsbezogenen Ansätze hinaus hat sich seit Mitte der 1990er Jahre ein weitreichenderes Verständnis von Partizipation in der Gestaltung des Kita-Alltags entwickelt. Dabei geht es um die Frage, in welchem Umfang jüngere Kinder über Angelegenheiten, die ihre eigene Person, die Gruppe oder auch die Gesamtorganisation der Kindertageseinrichtung betreffen, (mit)entscheiden oder mitgestalten können.
Der Anspruch, dass es auch in Kindertageseinrichtungen – und nicht erst in der Schule – für Kinder Beteiligungsmöglichkeiten geben sollte, hat sich seitdem in den politischen und fachwissenschaftlichen Diskursen durchgesetzt und ist – gerade mit dem seit 2012 in Kraft getretenen Kinderschutzgesetz – auch rechtlich verbindlich verankert. Partizipation ist in Konzeptionen und Leitbilder von Kindertageseinrichtungen eingegangen, vielfältige Handlungsanleitungen, Konzepte und Modelle wurden in den letzten Jahren entwickelt. Doch trotz „theoretischer“ und konzeptioneller Zustimmung wirft die praktische Umsetzung oft viele Fragen auf.
In der Reihe KiTa Fachtexte zeigt Ursuka Winklhofer Konzepte und Verfahren für Partizipation und Beschwerdemanagement sowie wesentliche Handlungsleitlinien auf.