Im 13. Kinder- und Jugendhilfebericht stehen gesundheitsrelevanten Entwicklungsthemen für das Alter von drei bis sechs Jahren im Fokus: Bewegung, Sprechen und Achtsamkeit im Sinne von sozialer Kompetenz. In diesen drei Bereichen findet das Lernen vor allem in und mit komplexen Beziehungsgefügen statt und umfasst die Entwicklungsschritte der Selbstbildung. Der Beitrag fasst die wichtigsten Ergebnisse des 13. Kinder- und Jugendhilfeberichts zusammen, der als Link vollständig zur Verfügung steht.
Die Entwicklungen der Kinder in diesem Alter ist voranging in das Umfeld von Elternhaus bzw. Erziehungsberechtigte eingebettet. Eine wesentliche Erweiterung erfahren die meisten Kinder danach zwischen drei und vier Jahren durch den Eintritt in eine Kindertagesstätte. Diese Veränderung stellt einen weiteren Entwicklungschritt im kindlichen Leben dar: Sie müssen und wollen, auf sich allein gestellt, den Übergang vom Gewohnten zum Fremden bewältigen.
Dreijährige haben oftmals schon Erfahrungen gemacht, die sie befähigen, unterschiedliche Lebenswelten wahrzunehmen und in ihr Alltagswissen zu integrieren, zum Beispiel Besuch bei Großeltern, Väter-oder Mütter-Wochenenden bei Getrennt- Lebenden, Urlaubserfahrungen etc.
Im Kindergarten- und Vorschulalter geht es um die weitere Ausdifferenzierung der Bewegungs- und Sprachentwicklung und mit der Sozialentwicklung um die „soziale Achtsamkeit“. Diese Entwicklungen stellen herausragende Anforderungen an die Mädchen und Jungen dar. Sie bilden den Kern dessen, was am Ende dieses Lebensabschnittes einerseits das subjektive Wohlbefinden und die gesellschaftliche Teilhabe mitbestimmt, andererseits in der gesellschaftlichen Forderung nach Schulfähigkeit mündet.
Bewegungs-, Sprach- und Sozialentwicklung sind nicht einfach aufeinanderfolgende Entwicklungsschritte, vielmehr sind sie eng miteinander verknüpft.
Mit dem Begriff der Achtsamkeit wird im Bildungsbericht auf die sozialen Kompetenzen eines Kindes verwiesen, also auf seine – jeweils altersentsprechenden – Fähigkeiten, andere Menschen zu verstehen, auf diese einzugehen sowie von ihnen aufgrund des eigenen Verhaltens akzeptiert und wertgeschätzt zu werden. Diese Kompetenzen werden vorrangig durch zwischenmenschliche Interaktion, beispielsweise mit den frühpädagogischen Fachkräften entwickelt. Als Grundlage für weitere soziale Entwicklungen sind folgende Kompetenzen zentral:
Dazu gehört auch, die eigenen Signale des Körpers (wie Hunger und Sättigungsgefühle, Bedürfnis nach Ausruhen) wahrzunehmen. Dies gilt als Voraussetzung dafür, auch entsprechende Signale des Gegenübers beachten zu lernen. Ein überwiegend sozial angemessenes, positives Verhalten führt dazu, dass Kinder – und später auch Jugendliche – von ihrer sozialen Umwelt als angenehm im Kontakt erlebt werden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für stabile und befriedigende Sozialkontakte und Freundschaften. Auch das Einbringen der eigenen Positionen und Mitbestimmungsrechte sind Voraussetzung für die wachsende Eigenständigkeit des Kindes.
Über selbstbestimmte Bewegung werden motorisches Lernen, emotionales Gleichgewicht und Selbstbewusstsein gefördert. Selbstbestimmt heißt in diesem Sinne, dass das Kind die Anlässe frei wählt. Ebenso sollen damit mehrdimensionale Erfahrungen im körperlichen, kognitiven und sozialen Bereich ermöglicht werden. Das Kind soll zudem eigene Bedürfnisse kennen lernen und Körperbewusstsein und -zufriedenheit entwickeln, die wiederum wesentlich für die Selbstakzeptanz des Kindes sind.
Somit sind Bewegung, Körpererfahrungen und Achtsamkeit eng miteinander verknüpft. Eingeschränkte und von außen kontrollierte Bewegungsanlässe (nur Tanzen, nur Entspannen, nur Klettern) scheinen nicht förderlich und verhindern teilweise eigene Entwicklungsmöglichkeiten. Das Lernen von Bewegung und deren Qualität hängen somit auch von einer Mehrdimensionalität ab. Sie kann zum Beispiel in einem Wald- und Naturspaziergang realisiert werden, wo viele Sinne ohne künstliche Arrangements angesprochen werden können. Positives Körper-Empfinden und genügend freie Bewegungsmöglichkeiten haben zudem eine positive Bedeutung für Stressbewältigung und Widerstandskräfte.
Sprechen bedeutet, Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen und sich seiner Umwelt aktiv zuzuwenden. Voraussetzung zum Erlernen von Sprache ist, dass das Kind die Bedeutung des gesprochenen Worts erlebt beziehungsweise erfahren hat und durch sein sprechendes Gegenüber Botschaften und Signale erfassen kann. Zeitgleich nimmt der Erwachsene die Botschaften und Signale des Kindes wahr und spiegelt sie wider. In der Übergangsphase zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr erschließen sich den Kindern die Bedeutungen der Sprache nicht nur über ihr unmittelbares Umfeld, sondern auch über Bilder, Bücher und Fotos….
(hier fehlt noch etwas…)
Dem 13. Kinder- und Jugendbericht zufolge lenken Achtsamkeit, Bewegen und Sprechen den Blick auf die sensiblen Phasen, die ein Kind etwa zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr durchläuft. In diesen Phasen benötigen Kinder freie Möglichkeiten für die intrinsische Entdeckerfreuden, Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen, Dialoge und soziale wie dingliche Erfahrungen in ihrer Lebenswelt.
Diese Bedingungen sind vielfältig gegeben, werden jedoch auch gelegentlich eingeschränkt, z.B dort, wo Eltern, zumeist aufgrund prekärer Lebenslagen, die Entwicklungsbedürfnisse ihrer Kinder nur begrenzt befriedigen können. Gleichzeitig müssen Eltern häufig auch durch ungünstige Wohn- und Umfeldverhältnisse bedingte Einschränkungen des gefahrlosen Spielens und des Kontaktes ihrer Kinder mit Gleichaltrigen ausgleichen.
Entwicklungs-Auffälligkeiten und -Störungen in den Bereichen Sprache, Motorik und Verhalten kommen bei Jungen, sozial benachteiligten Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund deutlich häufiger vor als bei Mädchen, Kindern aus Familien mit höherem Sozialstatus oder ohne Migrationshintergrund.
Der Bericht zum Thema Gesundheit von Kindern zwischen drei und sechs Jahren in Deutschland schlussfolgert, dass Kinder Eltern und andere Erwachsene (zum Beispiel Erzieherinnen) brauchen, die mit großer Achtsamkeit und ohne Diskriminierung nach sozialer Zuordnung, Religion, ethnischer Herkunft oder Behinderung ihre Bedürfnisse nach emotionaler Zuwendung, Bewegung und Erforschung der Umwelt, genussreicher und gesunder Ernährung sowie Kommunikation und Austausch wahrnehmen.
Nur so wird es möglich, dass Kinder achtsam mit sich selbst umgehen sowie aktiv und partizipativ an der Ausgestaltung einer gesunder Lebensverhältnisse mitwirken. Hierzu ist ein Ressourcen- und stärkenorientierter Blick förderlich – im Gegensatz zu einem defizitären Blickwinkel.
Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen die Fachkräfte in Kindertagesstätten und Tagespflege wiederum ausreichend Möglichkeiten, durch regelmäßige Qualifikationen und Supervisionen nachhaltig eine hohe Qualität ihrer Arbeit zu gewährleisten. Kinder brauchen außerdem andere Kinder, um in der Auseinandersetzung mit anderen unterschiedliche Interessens- und Gefühlslagen kennen zu lernen und den achtsamen Umgang mit ihnen zu erlernen. Und sie brauchen andere Kinder, um ihre Fähigkeiten spielerisch miteinander zu vergleichen und sich gegenseitig Anlässe für Bewegung und Kommunikation zu geben.
Alle Kinder brauchen Orte (in der Kinderbetreuung und im familiären Umfeld), in denen sie ihre Explorationsbedürfnisse mit allen Sinnen und ohne Gefahren ausleben können und so auf vielfältige Weise Erfahrungen über ihren Körper und seine Grenzen sammeln können. So kann eine nachhaltige und zukunftsfähige Gesundheitsföderung gelingen.
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