Im Rahmen der Vorlesung im Schloss skizzieren Jürgen Reyer und Diana Franke-Meyer in ihrem Vortrag „Die Geschichte des Kindergartens im Bezug zur Schule“ zunächst die Anfänge der Kindertagesbetreuung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und identifizieren zwei Motive – das sozialfürsorgliche und das bildungspolitische -, die zur Entstehung von Tageseinrichtungen für kleine Kinder geführt haben. Dagegen wird die These der Industrialisierung als Grund für die Entstehung widerlegt. Anschließend beleuchten die ReferentInnen das Verhältnis von Kindergarten und Schule aus einer historischen Perspektive – angefangen bei der konzeptionellen Verflechtung von familienbezogenen mit schulbezogenen Aufgaben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, über die konzeptionelle Entflechtung ab Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Verlust schulbezogener Aufgaben in der Weimarer Republik bis zur Situation heute, die als durch ein Neben- und Gegeneinander von traditionsorientierten und reformorientierten Positionen gekennzeichnet beschrieben wird.
Prof. Dr. Jürgen Reyer ist Diplom-Pädagoge und promovierte 1975 in Dortmund. Bis 2008 lehrte und forschte Jürgen Reyer im Rahmen seiner Professur an der Universität Erfurt in den Bereichen Pädagogik der Frühen Kindheit und Sozialpädagogik. Aktuell ist Jürgen Reyer vor allem als Autor tätig und veröffentlicht im April 2012 einen historischen Roman mit dem Titel „Die Kindergärtnerin“
Prof. Dr. Diana Franke-Meyer ist staatlich anerkannte Erzieherin und studierte im Anschluss an die Ausbildung Erziehungswissenschaften an der Universität Erfurt, wo sie auch 2010 promovierte. Aktuell ist Diana Franke-Meyer Professorin für Bildung und Erziehung in der Kindheit an der Fliedener Fachhochschule Kaiserserswerth. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Geschichte der öffentlichen Kleinkindererziehung, Kindheitsforschung/Pädagogik der frühen Kindheit und historische Forschung zur Frauenbewegung und Eugenik.