Der folgende Artikel fasst Ergebnisse und Statistiken des Bildungsberichts 2010 zusammen. Der vollständige Bildungsbericht ist im Linkbereich einsehbar.
Die Bildungsbeteiligung von Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintrittist im letzten Jahrzehnt bundesweit zur Regel geworden. Das fachliche und politische Augenmerk liegt daher vor allem auf der verstärkten Förderung von Kindern unter drei Jahren.
Die Bildungsbeteiligung der 4- und 5-Jährigen liegt bundesweit seit 2008 bei über 95%. Damit nehmen nahezu alle Eltern von Kindern in diesem Alter die Angebote der Kindertagesbetreuung – also Tageseinrichtungen oder die ö?entlich geförderte Tagesp?ege – freiwillig in Anspruch.
Unterschiede zeigen sich jedoch bei der Bildungsbeteiligung der Kinder im ersten Kindergartenjahr, also bei den 3-Jährigen. Während in Ostdeutschland zuletzt eine Quote von 92% erreicht wurde, lag die Bildungsbeteiligung der 3-Jährigen in Westdeutschland 2009 bei 83%. Bei dieser Altersgruppe hat sich dennoch viel getan: So besuchte im Jahr 2000 erst jedes zweite 3-jährige Kind den Kindergarten – ein Wert, der bis 2006 auf einen Anteil von 74% gesteigert werden konnte.
Im Ergebnis wird damit auch im Westen Deutschlands spätestens der dritte Geburtstag mehrheitlich zum Regelbeginn des Kindergartens. Allerdings bestehen noch deutliche Länderdi?erenzen.
Im Unterschied zum Kindergartenalter weisen die Quoten der Bildungsbeteiligung von Kindern im Alter von unter drei Jahren, zwischen West- und Ostdeutschland deutliche Unterschiede auf. Im Westen stieg die Quote der Bildungsbeteiligung von 8% (2006) auf knapp 15% bzw. auf rund 242.000 Kinder (2009). Es wurden hier innerhalb von drei Jahren über 100.000 Plätze zusätzlich gescha?en. Trotz dieses erheblichen Anstiegs der Angebote stellt der weitere Ausbau für unter 3-Jährige auch in Zukunft eine große Herausforderung dar, da sich Bund, Länder und Kommunen nicht nur auf die Bereitstellung von Betreuungsplätzen für ca. 35% der unter 3-Jährigen geeinigt, sondern mit dem Kinderförderungsgeset (KiföG) auch einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für 1- und 2-Jährige ab dem Jahr 2013 beschlossen haben. Dabei wird angestrebt, die zusätzlichen Betreuungsangebote zu 70% in Tageseinrichtungen und zu 30% in Tagesp?ege zu scha?en.
Hinter dem Durchschnittswert der Bildungsbeteiligungsquote von fast 15% (2009) bei den unter 3-Jährigen in Westdeutschland verbirgt sich eine Spannweite zwischen 4 und 36%. Stark gesunken seit 2006 ist die Anzahl der Regionen mit einer Bildungsbeteiligung von unter 5% auf lediglich einen Landkreis in Niedersachsen (Leer). Diese Zahlen machen deutlich, dass trotz des politisch vereinbarten Ziels von 35% nach wie vor große regionale Unterschiede bestehen.
Mit Blick auf die Ausbaubemühungen der Kindertagesbetreuung von Städten und Kreisen zwischen 2006 und 2009 zeigt sich ebenfalls eine große Breite, die von einem Zuwachs von unter einem Prozentpunkt bis hin zu 16 Prozentpunkten reicht. Innerhalb der meisten Länder ist der Ausbau prozentual breit gestreut, was darauf hindeutet, dass es in den Ländern keine einheitlichen Ausbaustrategien gibt.
Die Datenlage zur Beteiligung von Kindern mit Behinderungen in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung ermöglicht Aussagen über diejenigen Kinder, die aufgrund einer durch das Gesundheitsamt (geistige und körperliche Behinderung) bzw. einen Arzt oder Therapeuten (seelische Behinderung) festgestellten oder drohenden Behinderung Eingliederungshilfe in Tageseinrichtungen oder Tagesp?ege erhalten sowie über Kinder in schulischen Fördereinrichtungen.
Anhand der amtlichen Statistiken lassen sich eindeutige Tendenzen in der Betreuungsentwicklung von Kindern mit Behinderungen erkennen. Wie auch im Bildungsbericht 2008 dargestellt, ist vor allem eine stete Zunahme der Anzahl integrativer Kindertageseinrichtungen zu beobachten, die sich zwischen 1998 und 2009 von knapp 7.800 auf 14.300 nahezu verdoppelt haben. Die Zahl der Tageseinrichtungen für behinderte Kinder, die in der Kinder- und Jugendhilfestatistik nachgewiesen werden, ist von 1998 bis 2002 deutlich gesunken und bewegt sich seither relativ konstant bei rund 350.
Mit dem Alter steigt die Anzahl der Kinder erkennbar an, die eine einrichtungsgebundene Eingliederungshilfe erhalten. 2009 waren dies bei den 3-Jährigen 8.100 und bei den 5-Jährigen immerhin 20.200 Kinder. Unklar ist, ob alle Kinder mit einer Behinderung im Kindergartenalter erfasst werden.
Die Quote der Bildungsbeteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund im Kindergartenalter, die auf der Grundlage einer Sonderauswertung des Mikrozensus mit dem Herkunftskonzept der Kinder- und Jugendhilfestatistik abgeschätzt wurde, lag im Jahr 2009 in Westdeutschland bei 85% und ist somit erkennbar niedriger als die Quote bei den Kindern ohne Migrationshintergrund (95%). Die durchschnittliche Di?erenz von 10 Prozentpunkten weist erhebliche Länderunterschiede auf und reicht von einer fast unterschiedslosen Quote in Baden-Württemberg bis zu Unterschieden von über 20 Prozentpunkten in Bayern und Schleswig-Holstein. Bei den unter 3-Jährigen in Westdeutschland ist ebenfalls eine große Abweichung in den Beteiligungsquoten zu beobachten. Für unter 3-Jährige mit Migrationshintergrund liegt die Quote bei 9%, für diejenigen ohne Migrationshintergrund bei 18%.
Unter dem Gesichtspunkt der Verbesserung von Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund durch eine frühzeitige Unterstützung in Tageseinrichtungen ist es notwendig, Eltern noch stärker zu motivieren, ihren Kindern den Besuch einer Tageseinrichtung möglichst früh zu ermöglichen. Allerdings verteilen sich die Kinder mit Migrationshintergrund nicht entsprechend ihrem Anteil an der Bevölkerung gleichmäßig auf die einzelnen Einrichtungen. Vor allem für die sprachliche Entwicklung der Kinder kann dies von Bedeutung sein. Es gibt Einrichtungen, in denen mehr als 75% der betreuten Kinder zu Hause als Familiensprache nicht Deutsch sprechen. Von allen Kindern mit nicht deutscher Familiensprache in Tageseinrichtungen sind in Westdeutschland immerhin 11% mit dieser Situation konfrontiert. Weitere 23% der Kinder mit nicht deutscher Familiensprache besuchen Tageseinrichtungen, in denen 50 bis 75% der Kinder nicht Deutsch als Familiensprache sprechen. Somit wird jedes dritte Kind, das zu Hause vermutlich wenig Deutsch spricht, in einem Umfeld betreut, in dem die Deutsch sprechenden gleichaltrigen Kinder in der Minderheit sind.
Eine alltagsnahe Sprachförderung wird dadurch erheblich erschwert. Da diese Segregationstendenzen zumeist ein Abbild der nahräumlichen Wohnumwelt der Familien und ihrer Kinder sind, lässt sich eine stärkere Durchmischung der Einrichtungen nur selten realisieren. In diesen Situationen ist eine gezielte Sprachförderung erforderlich, die mit einem erhöhten Personaleinsatz in den Alltag der Kinder integriert ist. Die Segregationstendenzen können auch noch stärker ausfallen als das Wohnumfeld es erwarten lässt, da die Eltern die Tageseinrichtung frei wählen können und die Träger der Einrichtungen ihrerseits Kriterien für die Aufnahme festlegen können.