Diese im Rahmen des Forschungsverbund „Frühkindliche Bildung Niedersachsen“ durchgeführte empirische Studie wurde als Kooperation der HAWK Hildesheim (Studiengang Bildung und Erziehung im Kindesalter) und der Justus Liebig Universität Gießen (Studiengang Bildung und Förderung in der Kindheit) in der Zeit von 2008 – 2011 durchgeführt. Grundlegende Fragestellung war, wie Fachkräfte kindliches Verhalten vor dem Hintergrund des professionellen Erwartungshorizonts rekonstruieren:
Methodisch wurden Daten durch 30 videogestützte und simulierte Fachgespräche erhoben und anhand der dokumentarischen Methode und Grounded Theory ausgewertet. Das Erkenntnisinteresse war darauf gerichtet, Deutungskompetenzen im fortlaufenden Prozess von Beobachtung, Deutung und Intervention sichtbar zu machen sowie Konsistenzschwellen im Übergang zwischen einzelnen Phasen zu erfassen. Im Ergebnis zeigen sich vier Fälle spezifischer Deutungspfade: erfahrungsorientiert, informiert, methodisch und lerntheoretisch mit einer jeweils spezifischen Typendynamik.
Ergebnisse:
Bei allen Typen dokumentiert sich zwar eine Haltung, bei der den Handlungen des Kindes mit Wertschätzung begegnet und Kindern große Selbständigkeit zugeordnet wird. Allerdings zeigen sich bei mehr als der Hälfte der Befragten erhebliche Unsicherheiten bei der Deutung kindlicher Selbstbildungsprozesse. Deutungen zeigen keine Bezüge zu fachlichen Konzepten und werden überwiegend alltagssprachlich formuliert. Andere Typen bringen zwar fachliche Konzepte oder theoretisches Wissen ein, ohne dies jedoch als Deutungshilfe einzusetzen.
Unter Einbeziehung der jeweiligen Typendynamik und mit Blick auf die Kompetenzmatrix des DQR lassen sich aus diesem Ergebnis differenzierte Schlussfolgerungen für Bedarfe fachlicher Begleitung, Weiterbildung und Ausbildung ziehen.