So vielfältig wie Familien sind, können auch die Einrichtungen sein, die Familienzentrumsarbeit leisten. In Niedersachsen gibt es verschiedene Modelle von Familienzentren, die unterschiedlich gefördert und auch unterschiedlich bezeichnet werden: Mutter-Kind-Zentren, Nachbarschaftszentren, Stadtteilzentren, Kinder- und Familienzentren, Bildungshäuser und Mehrgenerationenhäuser sind nur ein paar davon. Gemeinsam haben all diese Einrichtungen, dass sie für die vielfältigen Bedarfe von Familien niedrigschwellige Angebote entwickeln und dabei vielfach mit Institutionen und Anlaufstellen aus dem Sozialraum kooperieren. Die nifbe-Expert*innenrunde hat bereits 2015 eine immer noch aktuelle Definition für Familienzentren vorgelegt:
„In Niedersachsen sind Familienzentren Orte der Begegnung, Bildung und Beratung für Familien. Familienzentren sind dem kulturellen und sozialen Umfeld geöffnet und stehen somit allen Familien in der Umgebung offen. Familien finden hier wohnortnah vielfältige, familienunterstützende Angebote, die an ihren jeweiligen Bedürfnissen und Bedarfen ansetzen und an deren Entwicklung sie beteiligt sind. Ein Familienzentrum ist ein Netzwerk, das Kinder individuell fördert und Familien berät, unterstützt und begleitet. So können die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern mit Beratungs- und Hilfsangeboten für Familien sinnvoll miteinander verknüpft werden.
Die Angebote richten sich an die erzieherischen und persönlichen Ressourcen der Familien. Darüber hinaus können berufliche und andere Kompetenzen der Familien gestärkt werden. Dies wird im Rahmen von Netzwerken und Kooperationen und in Form multidisziplinärer Teams ermöglicht.
Eltern sind als Experten ihrer Kinder im Rahmen einer gemeinsamen Bildungs- und Erziehungsverantwortung in die Bildungsprozesse ihrer Kinder eingebunden. Dieses setzt die Beteiligung der Eltern an den Bildungsprozessen ihrer Kinder voraus und das erfordert eine offene, forschende und respektvolle Haltung in der pädagogischen Arbeit. Vor diesem Hintergrund ist jedes Familienzentrum einzigartig.“ (nifbe-Expertenrunde, 2015).
Das nifbe hat die Bedeutung von Familienzentren zur Verbesserung von gesellschaftlichen Teilhabechancen erkannt und möchte daher einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Institution und ihrer Akteur*innen (Koordinierungskräfte, pädagogische Fachkräfte, Leitungskräfte usw.) leisten. Die Auridis Stiftung fördert diese Initiative des nifbe zur „Unterstützung, Weiterentwicklung und Ausbau von Familienzentren in Niedersachsen“ aktuell in der zweiten Förderphase (2025-2027). Die Umsetzung des Vorhabens lässt sich in folgende drei große Projektbausteine gliedern:

Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit:
Ziel ist es, das Thema Familienzentren nachhaltig in der politischen und öffentlichen Wahrnehmung zu verankern. Hierzu führt das nifbe Gespräche mit politischen Entscheidungsträger*innen auf Landes- und Kommunalebene, entwickelt Kommunikationsstrategien und organisiert Fachveranstaltungen. Dies dient der Sichtbarmachung der Familienzentren als wichtige Orte für Bildung, Begegnung und Beratung und soll zur Schaffung rechtlicher und finanzieller Grundlagen für ein zukünftiges Landesförderprogramm beitragen.
Qualitätsentwicklung I:
Das nifbe und die LVG & AFS Nds. HB e. V. haben einen Qualitätsrahmen entwickelt (Download hier), der anhand von 12 Qualitätsbereichen darlegt, wie Familienzentrumsarbeit gelingen kann. Die Handlungsempfehlungen sollen den beteiligten Akteur*innen aus dem Feld, aus der Politik sowie anderen Entscheidungsträger*innen eine Grundlage zur systematischen Reflexion und Weiterentwicklung von Familienzentren und ihrer Angebote bieten. Der Qualitätsrahmen kann auch dazu genutzt werden Mindestkriterien für eine landesweite Förderung von Familienzentren abzuleiten.
Außerdem soll der Qualitätsrahmen als theoretische Fundierung für die Praxis in Niedersachsen dienen und in ausgewählten Einrichtungen mithilfe von Prozessbegleiter*innen erprobt werden. Um dabei die Perspektive der Familien miteinzubeziehen, findet vorab eine Elternbefragung statt, die Aufschluss darüber geben soll, mit welchen Bedarfen und Erwartungen Eltern den Familienzentren gegenübertreten.
Qualitätsentwicklung II:
Durch regelmäßige Austauschformate für Koordinator*innen von Familienzentren auf Landes- und Kommunalebene wird das trägerübergreifende Lernen und Netzwerken gefördert. Darüber hinaus vermitteln thematisch unterschiedlich ausgerichtete Workshops praxisnah Wissen und unterstützen bei der Planung von bestimmten Maßnahmen (z.B. zur Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit) oder der Anwendung von Methoden (z.B. zur diskriminierungskritischen Arbeit). Auch werden regelmäßig Fachtagungen angeboten. Weitere Informationen zu unseren Veranstaltungen finden Sie hier:
Das nifbe erkennt die Vielfalt von Familien und ihren diversen Lebenslagen an. Daher ist die Arbeit der Initiative diskriminierungskritisch sowie armutsbewusst und inklusiv ausgerichtet.
Auf einen Blick
Projekttitel: Unterstützung, Weiterentwicklung und Ausbau von Familienzentren in Niedersachsen
Ziele:
- Durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit die Verabschiedung eines Landesförderprogramms für Familienzentren vorantreiben
- Durch themenanwaltschaftliche Arbeit politische Akteur*innen auf die Bedürfnisse von Familien aufmerksam machen
- Die Praxis der Familienzentren weiterentwickeln, zum Beispiel im Hinblick auf diskriminierungs- und armutskritische Arbeit, damit sie Familien in herausfordernden Lebenslagen erreicht
Laufzeit: 1.1.2025 – 31.12.2027
Förderung durch die Auridis Stiftung und das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung


Sie sind Koordinator:in eines Familienzentrums? Sie beschäftigen sich auf kommunaler Verwaltungsebene mit FamZ? Sie sind (fach-)politisch aktiv und interessieren sich für das Thema? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!
Ansprechpartnerin:
Weitere Projektmitarbeiterinnen:
Dr. Fiona Martzy , Anna Dintsioudi und Kassandra Klumpe
nifbe-Projektmitarbeiterin
Weitere Infos zu Familienzentren und Präventionsketten finden Sie hier:
nifbe-Fachbeiträge